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    26.7.2020
    Cite, Longe, Tarde
    Ich spür ain Tier!

    Cora Schmeiser, Lucia Mense und Susanne Ansorg

    CITE, LONGE, TARDE
    ICH SPÜR AIN TIER!

    SCHUTZ VOR DEM UNBEKANNTEN

    Konzert mit Cora Schmeiser, Lucia Mense und Susanne Ansorg

     

    Der Totentanz, Schedelsche Weltchronik, 1493 (in negativ)

    “Fliehe schnell und weit und bleibe lange fort!” (Cite, longe, tarde!) war der
    pragamatische Selbstschutz zur Zeit des Schwarzen Todes – angesichts des
    Mangels medizinischen Wissens. Das Unbekannte und Fremde gab Anlass
    zu phantastischen Ideen und Reiseberichten, wie uns Umberto Eco in seinen Werken farbreich schildert.
    Von Lügen und Betrug dieser Welt und von unerhörten Nachrichten der
    eigenen Zeit in Angst versetzt, erzählt dieses Programm vom menschlichen
    Schicksal, seiner Suche nach Heilung und dem Trost einer schönen,
    erlösten Welt.
    Schon in den lyrischen Gedanken der Sänger des Mittelalters finden wir
    nachvollziehbare Erfahungen, die gerade in lebensbedrohlichen Zeiten
    verstärkt emporkommen.
    Predigten und moralische Behauptungen sowie das Auszeichnen der Furcht
    vor einem Höllentier schüren die Angst vor dem Unbekannten. Dort, wo
    einige sich freuen, trifft es andere in ihrem Schicksal, zum Beispiel dem des
    Liebeskummers wie bei Heinrich von Veldeke oder dem Bericht über den
    Verlust aller irdischen Güter in einem englischen Manuskript.

    Die Suche nach Heilung führt uns in der Poesie der Trobadors und Minnesängern zu ‘Zeichen neuer Zeiten’:
    Ob man den Liebestrank des Tristan zu sich nimmt oder an die heilende
    Wirkung von Marienblumen und Kräutern glaubt, das Karfunkel unter
    dem Horn des Einhorns zur Entgiftung und Genesung benutzt oder vom
    unwiderstehlichen Duft des Panthers betäubt wird, bleibt eine individuelle Entscheidung. In der Transformation kann die schöne Welt erreicht
    werden – so berichtet ein Conductus des 15. Jahrhunderts.
    Ist einmal dieser Ort gefunden, sei es in der Liebe, der Natur oder dem
    Impuls neue Abenteuer anzugehen, möchte man dort verweilen und sich
    über die ‘Inspiratio’ in der Menschwerdung freuen.

     

     


    CORA SCHMEISER

    Stimme, Drehleier

    Cora Schmeiser gestaltet als Sängerin Konzerte und Performances. Das Spiel
    von Wort, Textinhalt, Stimmklang und Melodien des Mittelalters wie der Gegenwart bilden die Grundlage ihrer Arbeit. Cora studierte in Frankfurt am
    Main Gesangs- und Instrumentalpädagogik wie klassischen Gesang am Königlichen Konservatorium zu Den Haag in den Niederlanden mit einer Vorliebe
    für Alte Musik wie Musik des Mittelalters und spezialisierte sich als Mitglied
    des Niederländischen VokalLab (heute Silbersee) auch in Moderner Musik. In
    Festivals wie Wien Modern, November Music, Operatage Rotterdam, Wunderhören und Festival gegen den Strom trat sie mehrfach auf. Zu sehen und hören war sie in Theaterproduktionen wie ‘Doedada’ mit Theatergruppe Hotel
    Modern, ‘Kurt Schwitters – der verrückte Antibürger’, ‘Songbooks’ von John
    Cage sowie die Soloopern ‘Vier’, ‘News Real, eine Medienoper’ und das ‘Ordo
    virtutum’ von Hildegard von Bingen mit Ars Choralis Coeln.
    In den Programmen ‘Hier und dort’ wie ‘Vox Sanguinis – die Stimme des Blutes’
    und ‘dit en dat’ (Lunyala Trio) hat Cora eine Form gefunden, in Zusammenarbeit
    mit unterschiedlichen Komponisten ihre Faszination für die Musik des Mittelalters wie der Moderne verschmelzen zu lassen.
    www.coraschmeiser.nl

     

     

     

     


    LUCIA MENSE

    Block- und Traversflöte

    Die Block- und Traversflötistin Lucia Mense erhielt ihre musikalische
    Ausbildung an den Musikhochschulen Köln, Amsterdam und Mailand
    bei Prof. Günther Höller, Marijke Miessen, Walter van Hauwe und
    Pedro Memelsdorff. Seitdem widmet sie sich in verschiedenen Projekten sowohl dem Repertoire des Mittelalters, der Renaissance und
    des Barock als auch der zeitgenössischen Musik.
    Ihre Interpretationen leben von der Begeisterung für die Klangideale, virtuosen Ansprüche und aufführungspraktischen Besonderheiten
    der verschiedenen Stile.
    Lucia Mense konzertiert weltweit als Solistin und als Mitglied verschiedener Ensembles. Neben zahlreichen Radio-Produktionen ist sie
    an CD-Einspielungen bei Ars Musici, Mode Records/ New York, Touch
    Records/London, Raumklang, wandelweiser und obst music beteiligt.
    www.luciamense.de

     

     

     

     

     

     

     


    SUSANNE ANSORG

    Fidel, Rebec

    Susanne Ansorg studierte Germanistik, Musikwissenschaft und Musikpädagogik an der Universität Leipzig sowie mittelalterliche Streichinstrumente an der Schola Cantorum Basiliensis bei Randall Cook. 1998
    schloß sie ihr Studium mit einem Diplomkonzert ab.
    Sie konzertiert in ganz Europa, Nord- und Südamerika, Japan und
    Australien mit verschiedenen Ensembles für mittelalterliche Musik,
    darunter Sequentia, Sarband, The Harp Consort, Boston Camerata,
    Belladonna, La Ziriola, Ars Choralis Coeln und Ala Aurea.
    Außerdem widmet sie sich Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der
    mittelalterlichen Instrumentenkunde und der Aufführungspraxis. Susanne Ansorg nimmt verschiedene Lehraufträge wahr und gibt Workshops zur Musik des Mittelalters. Sie hat die künstlerische Leitung und
    Koordination des Musikfestivals »montalbâne«.


     TAGE ALTER MUSIK & LITERATUR IN WORMS