|
|
FATRASIEN ABSURDE POESIE DES MITTELALTERS
|
 |
 |
Wer auf die „Fatrasien“ (externer Link: Wikipedia) stößt, traut seinen Augen nicht. Wie kann es sein, dass diese surrealistisch anmutenden, erstaunlich modern wirkenden absurden Sprachspektakel im fernen Mittelalter entstanden sind? Eine tollkühne Fantasie hat hier um das Jahr 1290 Dinge zusammengebracht, die nie und nimmer zusammengehören. Sind es Ausgeburten der Lachkultur, der Karnevalskunst, der „verkehrten Welt“?
Alles, was in der Fatrasie geschieht, hat „unmöglich“ zu sein und nichts vernünftig. Alles kann mit allem verknüpft werden, die unverrückbaren Gesetze von Zeit und Raum sind außer Kraft gesetzt. Hohes und Niedriges mischen sich hier, Zartes und Krudes. Seltsame Mischwesen vollziehen einen grotesken Reigen, der an die Bildvisionen Hieronymus Boschs denken lässt. Verblüffung ist der Zündstoff der Fatrasie. Sie ist der entfesselte Spieltrieb der Sprache, die sich hier selber zum Jubeln bringt. Willkommen in Wonderland, in Absurdistan, im Wolkenkuckucksheim! Wo auf der Welt gibt es fliegende Esel, schwangere Männer, Pferde aus Asche und Würste aus Glas, Tage außerhalb der Woche, kopflose Schönheiten und einen Eierkuchen aus Nichts? In diesem Buch! Die anonymen „Fatrasien“ (externer Link: Wikipedia) aus der nordfranzösischen Stadt Arras sind in einer einzigen Handschrift des 13. Jahrhunderts aufbewahrt worden. Dass sie überhaupt überliefert wurden, grenzt an ein Wunder. Nach mehr als siebenhundert Jahren hat Ralph Dutli sie nun erstmals ins Deutsche übersetzt, um damit eine bisher unbeachtete Wurzel der modernen Poesie und der absurden Literatur freizulegen.
|
RALPH DUTLI
|
|
 |
 |
|
Ralph Dutli, geb. 1954, studierte in Zürich und Paris Romanistik und Russistik, lebt als freier Autor in Heidelberg. Er ist Lyriker, Essayist, Biograph, Übersetzer und Herausgeber u.a. der zehnbändigen Ossip-Mandelstam-Gesamtausgabe. Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, zuletzt den Johann-Heinrich-Voss-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Zuletzt erschienen: Notizbuch der Grabsprüche. Gedichte (2002); Meine Zeit, mein Tier. Ossip Mandelstam. Eine Biographie (2003); Novalis im Weinberg. Gedichte (2005); Nichts als Wunder. Essays über Poesie (2007); Liebe Olive. Eine kleine Kulturgeschichte (2009); Fatrasien. Absurde Poesie des Mittelalters (2010). „Diese Fatrasien sind ein unmögliches, ein absurdes, ein wunderbares Fest! Ich kann nicht aufhören, mich darüber zu wundern, daß es so etwas gibt, daß man so etwas so gut übersetzen kann und daß die Texte so poetisch sind, daß ich das Gefühl habe, durch sie überhaupt erst Poesie wahrzunehmen. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage: In meinem ganzen langen Leben mit dem Mittelalter ist mir so etwas Überraschendes und Großes noch nicht vorgekommen.“ Kurt Flasch (Spezialist für die Philosophie des Mittelalters, Autor von Monographien über Meister Eckhart, Nikolaus von Kues, Giovanni Boccaccio, Dante-Übersetzer und -Kommentator)
|
|
|
 |
|
 |
|
|
 |