CITE, LONGE, TARDE
ICH SPÜR AIN TIER!
SCHUTZ VOR DEM UNBEKANNTEN
Konzert mit Cora Schmeiser, Lucia Mense und Susanne Ansorg
“Fliehe schnell und weit und bleibe lange fort!” (Cite, longe, tarde!) war der
pragamatische Selbstschutz zur Zeit des Schwarzen Todes – angesichts des
Mangels medizinischen Wissens. Das Unbekannte und Fremde gab Anlass
zu phantastischen Ideen und Reiseberichten, wie uns Umberto Eco in seinen Werken farbreich schildert.
Von Lügen und Betrug dieser Welt und von unerhörten Nachrichten der
eigenen Zeit in Angst versetzt, erzählt dieses Programm vom menschlichen
Schicksal, seiner Suche nach Heilung und dem Trost einer schönen,
erlösten Welt.
Schon in den lyrischen Gedanken der Sänger des Mittelalters finden wir
nachvollziehbare Erfahungen, die gerade in lebensbedrohlichen Zeiten
verstärkt emporkommen.
Predigten und moralische Behauptungen sowie das Auszeichnen der Furcht
vor einem Höllentier schüren die Angst vor dem Unbekannten. Dort, wo
einige sich freuen, trifft es andere in ihrem Schicksal, zum Beispiel dem des
Liebeskummers wie bei Heinrich von Veldeke oder dem Bericht über den
Verlust aller irdischen Güter in einem englischen Manuskript.
Die Suche nach Heilung führt uns in der Poesie der Trobadors und Minnesängern zu ‘Zeichen neuer Zeiten’:
Ob man den Liebestrank des Tristan zu sich nimmt oder an die heilende
Wirkung von Marienblumen und Kräutern glaubt, das Karfunkel unter
dem Horn des Einhorns zur Entgiftung und Genesung benutzt oder vom
unwiderstehlichen Duft des Panthers betäubt wird, bleibt eine individuelle Entscheidung. In der Transformation kann die schöne Welt erreicht
werden – so berichtet ein Conductus des 15. Jahrhunderts.
Ist einmal dieser Ort gefunden, sei es in der Liebe, der Natur oder dem
Impuls neue Abenteuer anzugehen, möchte man dort verweilen und sich
über die ‘Inspiratio’ in der Menschwerdung freuen.
CORA SCHMEISER
Stimme, Drehleier
Cora Schmeiser gestaltet als Sängerin Konzerte und Performances. Das Spiel
von Wort, Textinhalt, Stimmklang und Melodien des Mittelalters wie der Gegenwart bilden die Grundlage ihrer Arbeit. Cora studierte in Frankfurt am
Main Gesangs- und Instrumentalpädagogik wie klassischen Gesang am Königlichen Konservatorium zu Den Haag in den Niederlanden mit einer Vorliebe
für Alte Musik wie Musik des Mittelalters und spezialisierte sich als Mitglied
des Niederländischen VokalLab (heute Silbersee) auch in Moderner Musik. In
Festivals wie Wien Modern, November Music, Operatage Rotterdam, Wunderhören und Festival gegen den Strom trat sie mehrfach auf. Zu sehen und hören war sie in Theaterproduktionen wie ‘Doedada’ mit Theatergruppe Hotel
Modern, ‘Kurt Schwitters – der verrückte Antibürger’, ‘Songbooks’ von John
Cage sowie die Soloopern ‘Vier’, ‘News Real, eine Medienoper’ und das ‘Ordo
virtutum’ von Hildegard von Bingen mit Ars Choralis Coeln.
In den Programmen ‘Hier und dort’ wie ‘Vox Sanguinis – die Stimme des Blutes’
und ‘dit en dat’ (Lunyala Trio) hat Cora eine Form gefunden, in Zusammenarbeit
mit unterschiedlichen Komponisten ihre Faszination für die Musik des Mittelalters wie der Moderne verschmelzen zu lassen.
www.coraschmeiser.nl
LUCIA MENSE
Block- und Traversflöte
Die Block- und Traversflötistin Lucia Mense erhielt ihre musikalische
Ausbildung an den Musikhochschulen Köln, Amsterdam und Mailand
bei Prof. Günther Höller, Marijke Miessen, Walter van Hauwe und
Pedro Memelsdorff. Seitdem widmet sie sich in verschiedenen Projekten sowohl dem Repertoire des Mittelalters, der Renaissance und
des Barock als auch der zeitgenössischen Musik.
Ihre Interpretationen leben von der Begeisterung für die Klangideale, virtuosen Ansprüche und aufführungspraktischen Besonderheiten
der verschiedenen Stile.
Lucia Mense konzertiert weltweit als Solistin und als Mitglied verschiedener Ensembles. Neben zahlreichen Radio-Produktionen ist sie
an CD-Einspielungen bei Ars Musici, Mode Records/ New York, Touch
Records/London, Raumklang, wandelweiser und obst music beteiligt.
www.luciamense.de
SUSANNE ANSORG
Fidel, Rebec
Susanne Ansorg studierte Germanistik, Musikwissenschaft und Musikpädagogik an der Universität Leipzig sowie mittelalterliche Streichinstrumente an der Schola Cantorum Basiliensis bei Randall Cook. 1998
schloß sie ihr Studium mit einem Diplomkonzert ab.
Sie konzertiert in ganz Europa, Nord- und Südamerika, Japan und
Australien mit verschiedenen Ensembles für mittelalterliche Musik,
darunter Sequentia, Sarband, The Harp Consort, Boston Camerata,
Belladonna, La Ziriola, Ars Choralis Coeln und Ala Aurea.
Außerdem widmet sie sich Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der
mittelalterlichen Instrumentenkunde und der Aufführungspraxis. Susanne Ansorg nimmt verschiedene Lehraufträge wahr und gibt Workshops zur Musik des Mittelalters. Sie hat die künstlerische Leitung und
Koordination des Musikfestivals »montalbâne«.